Samstag, 28. März 2020

[ #deutsch ] Web 2.0 verhilft Kindern zu besseren Schreibfähigkeiten


Dank einer im Unterricht eingesetzten Internetplattform können Schulkinder ihre Schreibfähigkeiten markant verbessern. Sie lernen, lebendiger zu erzählen als ihre Altersgenossen, die ihre Texte per Stift zu Papier bringen. 

Das zeigt eine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Studie.

Das Internet ist Teil der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. Vier Fünftel der sechs bis 13-Jährigen nutzen in Deutschland den Computer einmal pro Woche und häufiger, ein Drittel ist Mitglied einer Internetgemeinde und beteiligt sich mindestens einmal pro Woche an Chats. Viele Erwachsene betrachten diese Entwicklung mit Argwohn: Das Internet erscheint ihnen primär als Quelle unnützer Zerstreuung und möglicher Gefährdung durch sexuelle und andere Gewalt.

  • Das Internet ist auch eine Quelle der Bildung. Wie es sich für die Verbesserung der schriftlichen Ausdrucksfähigkeiten nutzen lässt, zeigt eine Studie des Teams um Hansjakob Schneider vom Zentrum Lesen der Pädagogischen Hochschule FHNW. Die Forschenden teilten 44 Schulklassen mit insgesamt 724 Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren aus den Kantonen Aargau, Zürich und Baselland in zwei Gruppen. Die erste Gruppe erhielt Zugang zu einer anmeldepflichtigen Internetplattform, auf der die Kinder teilweise frei Texte schreiben und lesen und sich darüber austauschen konnten. Die zweite Gruppe hatte keine Plattform, dafür aber Stift und Papier zur Verfügung, um ihre Texte zu formulieren. Alle Lehrpersonen wurden schreibdidaktisch weitergebildet. Die von den Kindern produzierten Texte wurden von den Forschenden zwischen 2009 und 2012 quantitativ und qualitativ ausgewertet.
  • Für die Lesenden schreiben. Das Ergebnis: Mit den Schreib- und Leseerfahrungen, welche die Kinder auf der Internetplattform machen können, verbessern sie ihre schriftlichen narrativen Fähigkeiten. Der Unterschied zwischen den zwei Gruppen war nach drei Jahren deutlich. Er sticht besonders bei sprachlichen Merkmalen ins Auge, die an der Textoberfläche sichtbar sind: Die Kinder, die mit der Plattform arbeiteten, verwendeten mehr temporale Mittel wie etwa die Wendung "zuerst .... danach", setzten spannungserzeugende Signalwörter wie "plötzlich" oder "vorsichtig" sowie emotional involvierende Adjektive und Verben wie etwa "erschrocken" und "lachen" ein.
  • Ihre Texte waren lebendiger als die der zweiten Gruppe. Der Grund liegt darin, dass sie ihre Leser mehr einbanden: Sie wollten ihnen gefallen – und was diesen gefällt, konnten sie den häufig gelesenen Texten auf der Plattform entnehmen. Zudem wiesen ihre Texte eine verbesserte Orthografie auf. Das ist insofern bemerkenswert, als sie von den Lehrpersonen nicht korrigiert wurden. Die Plattform führte also nicht zu einer schwächeren Rechtschreibung. Bei der Web-Gruppe haben sich zudem die Geschlechterdifferenzen weniger ausgeprägt entwickelt als bei der zweiten Gruppe: Alle verbesserten sich markant. Bei der Papier-Gruppe entwickelten nur die Mädchen bessere Schreibfähigkeiten. Die Forschenden vermuten, dass Computer und Internet den Jungen einen besonderen Schreibanreiz bieten.
  • In den Unterricht einbauen. Die Forschenden sind der Ansicht, dass die Plattform sich für den schulischen Sprachunterricht eignet. "Die Plattform MyMoment könnte zudem so weiterentwickelt werden, dass die Kinder nicht nur lernen, besser erzählend zu schreiben, sondern auch besser Anleitungen zu verfassen oder Texte zu überarbeiten", sagt Hansjakob Schneider.
Die Studie ist als PDF beim SNF erhältlich: E-Mail: com@snf.ch


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